Der ungarischstämmige Ich-Erzähler Wasil ist ein Tunichtgut - aber ein aus der Not geborener. Er reflektiert seine vom Abdruck des Politischen im Privaten geprägte, wilde Kindheits- und Familiengeschichte, die lose im Weißrussland des ausgehenden 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts verankert ist.
Nein, am Ende dieses mit feinem Humor fabulierten, gerne empfohlenen Romans steht nicht die Verheißung einer glücklichen Zukunft. Zeitgeschichte, ungezuckert. Von Arndt (vgl. zuletzt "Der Tod ist ein Postmann mit Hut", BA 12/09) konfrontiert sein Lesepublikum mit einer wilden Geschichte der Wurzellosigkeit und des Überlebenwollens, in der das, was gerade noch als Heimat durchgegangen ist, sich beständig wandelt, nur um in diesem Wandel doppelt verloren zu gehen: im Herzen desillusionierter Figuren wie auf der Landkarte. Ich-Erzähler Wasil ist ein ungarischstämmiger, 1974 geborener Lebenskünstler, der seine lose in Weißrussland (später Belarus) verankerte Kindheits- und Familiengeschichte reflektiert (Doderers "Wer sich in Familie begibt, kommt darin um" irrlichtert elegant). Trinkende Männer, inzestuöse Tanten, Mordgelüste, der Abdruck des Politischen im Privaten und die vergebliche Sehnsucht nach dem Zuhausesein in der Liebe: Von Arndt hat in Minsk für diesen Roman recherchiert, und er erliegt nicht falscher Nostalgie, wo Nüchternheit nottut. Kaufen! Falsch machen kann man mit diesem Roman nichts.
Verfasserangabe:
Martin von Arndt
Jahr:
2012
Verlag:
Tübingen, Klöpfer & Meyer
Aufsätze:
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Systematik:
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Z
ISBN:
978-3-86351-023-7
Beschreibung:
273 S.
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Sprache:
de
Mediengruppe:
Bücher